Airbus harmonisiert weltweite Beschaffungsprozesse mit AirSupply
Dem Bau eines Flugzeuges geht ein hochkomplexer, ausgeklügelter Beschaffungsprozess voran. Fast jedes Flugzeug bei Airbus ist ein Unikat – und besteht aus rund einer Millionen Einzelteilen. Dies zu managen ist allein schon eine Herausforderung. Noch komplexer wird es, wenn wie bei Airbus knapp ein Dutzend Standorte in Europa und Kanada den operativen Einkauf koordinieren. Um hier effizienter zu agieren hat Airbus ein Vier-Säulen-Modell entwickelt, bei dem AirSupply von SupplyOn eine tragende Rolle spielt. Damit konnte Airbus auch die Jury des Deutschen Logistik-Preises 2019 überzeugen – das Unternehmen wurde als einer von drei Finalisten gekürt.
Das BVL-Magazin stellt das Projekt vor*:
Komplexer operativer Einkauf für Flugzeugbauteile
Im Mittelpunkt der Bewerbung, die Airbus eingereicht hat, steht die immer komplexer werdende Beschaffung der Flugzeugbauteile. „Von den rund 800 Flugzeugen, die wir 2018 ausgeliefert haben, ist fast jedes ein Unikat“, sagt Projektleiter Thomas Moik. Entsprechend aufwendig gestaltet sich die Supply Chain: „Pro Flugzeug kaufen wir rund 80 Prozent aller Teile zu, das sind im Durchschnitt eine Million Komponenten“, erklärt der COO der 100-prozentigen Airbus-Tochter Satair und frühere Head of Procurement Operations bei Airbus. „Den operativen Einkauf haben wir jetzt im Rahmen einer digitalen Transformation deutlich verschlankt.“
Die Digitalisierung hat Prozesse standortübergreifend harmonisiert, Synergien geschaffen und bietet noch viel weiteres Potenzial für die Supply Chain.
Thomas Moik, COO, Satair (Airbus)
Vier Visionen gegen die Komplexität
Airbus steht bei der Bewältigung seiner Werks- und Zulieferlogistik vor allem vor der Herausforderung, dass viele Verantwortlichkeiten auf diverse europäische Standorte in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Spanien oder Großbritannien verteilt sind. Seit dem vergangenen Jahr ist durch den Einstieg bei Bombardier auch noch Kanada hinzugekommen. 1.700 Mitarbeiter in 250 Teams an zehn Standorten koordinieren mehr als 3.000 Unternehmen, die elf Millionen Flugzeugteile zuliefern – in der Woche. „Um diese komplexe Landschaft effizienter zu managen, haben wir eine gemeinsame Vision mit vier Kernelementen geschaffen“, erläutert Projektleiter Moik: „Steigerung der Produktivität, Steigerung der Supply-Chain-Transparenz, Unterstützung der Transformation und Wissenssteigerung der Mitarbeiter.“
Bei der Umsetzung spielt die Digitalisierung eine ganz erhebliche Rolle. „Mit einer einheitlichen Plattform haben wir die etablierten Beschaffungsprozesse standortübergreifend standardisiert und damit die IT-Landschaft dramatisch verschlankt. Jetzt bilden wir 46 Systeme auf einer Benutzeroberfläche ab“, ergänzt Dr. Torsten Stengel, Head of Procurement, Business Operations & Strategy bei Airbus.
Die gemeinsame Kollaborationsplattform AirSupply nutzen bereits knapp 700 Lieferanten, 300 von ihnen haben zudem ihr Warenwirtschaftssystem an das Tool angeschlossen. Die Lieferanten können so auf die herkömmlichen Kommunikationswege Telefon, Mail oder Fax verzichten. Die Plattform sorgt außerdem für eine Optimierung des Materialflusses, vor allem bei komplexen Bauteilen, die für die Weiterverarbeitung erst eingelagert werden müssen. „Damit haben wir bislang schon über 357 Millionen Kilometer Transportwege eingespart“, freut sich Moik.
Ein weiteres Element des Transformationsprozesses bei Airbus ist die Automatisierung von sich ständig wiederholenden Prozessen durch mittlerweile acht Bots. Sie übernehmen Routinen, die Mitarbeiter bisher manuell durchgeführt haben. Ein „Supplier Watchtower“ erlaubt es, Risiken – etwa durch politische Unsicherheiten oder Qualitätsmängel –, durch die die Produktion gefährdet sein könnte, frühzeitig zu reduzieren. Und mit der passenden Förderung von Kompetenzen und Soft Skills möchte Airbus zur Zufriedenheit und Akzeptanz der Mitarbeiter während der Transformation beitragen.
* Textauszug aus dem Artikel „Dreikampf“ mit freundlicher Genehmigung der Bundesvereinigung Logistik (BVL)
Den kompletten Artikel mit den beiden anderen Nominierten BMW und Loxxess können Sie unter https://www.bvl.de/magazin als PDF lesen (kostenloser Download für BVL-Mitglieder).
Am 23. Oktober 2019 verlieh die BVL den Preis an die BMW Group für ihre Initiative „Logistics Next“, mit der das Unternehmen das manuelle Materialhandling mittels autonomer Transportsysteme, Roboter und künstlicher Intelligenz verbessern konnte.
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Update 9. November 2021:
Durch den Einsatz der AirSupply-Lösung für den Purchase-to-Pay-Prozess profitiert Airbus von einer hohen Dunkelbuchungsrate für Rechnungen von über 90%.
Die englische Case Study dazu finden Sie hier.