Annäherungsversuche: Die Beschaffung von Produktionsmaterial und Nicht-Produktionsmaterial
„Beschaffung indirektes Material“ lautet das Schlagwort, das heute mehr denn je an Bedeutung gewinnt. Die Trennlinie zwischen der Beschaffung von Produktionsmaterial und Nicht-Produktionsmaterial wird immer fließender und die Einkaufsbereiche im indirekten und direkten Material verflechten sich. Die Gründe dafür sind vielseitig und in jeder Branche und jedem Unternehmen unterschiedlich.
Dieser Artikel versucht einige dieser Ansätze zu beleuchten und zu diskutieren.
Gleich zu Beginn ist der Aspekt zu nennen, dass die Definition von indirekten und direkten Materialen nicht immer eindeutig und trennscharf ist. Die Frage, was eigentlich „echtes“ Produktionsmaterial ist, lässt sich häufig nur schwer beantworten. So kann es im C-Teile Bereich – zum Beispiel aufgrund von Zeitmangel oder Abstimmungsproblemen – zu einer ungenügenden Definition des Materials kommen. So wird beispielsweise eine für die Produktion benötigte Schraube in der indirekten Beschaffung behandelt. Falls es bei diesem Material zu Bestell- oder Lieferverzögerungen kommt, kann dies direkten Einfluss auf die Produktion des Unternehmens haben.
Skaleneffekte und Best Practices nutzen
Eine weitere Problematik in dieser Richtung betrifft insbesondere große Unternehmen. Dort kann es passieren, dass Materialien in einer Business Unit als indirekte Teile gelten und die gleichen Materialien in einer anderen Business Unit als direkte Teile klassifiziert werden. In so einem Fall sind bei einer strikten Trennung von indirektem und direktem Material keine Skaleneffekte zu erreichen. Wenn die Einkaufsbereiche hingegen verschmelzen bzw. zusammenarbeiten, könnten über entsprechende Bedarfsbündelungen Einsparungen erzielt werden.
Des Weiteren können Unternehmen durch eine engere Verflechtung ihres Einkaufs „Best Practices“ und Prozessoptimierungen übergreifend aus beiden Bereichen anwenden. Voneinander lernen und dies übergreifend zu nutzen ist hier die Idee. Bei einer daraus folgenden möglichen Einigung auf ähnliche Prozesse, Methoden und Technologien lassen sich auch hier Einsparpotenziale realisieren. Sofern der gesamte Einkauf dann auf Basis eines einheitlichen Systems arbeitet, können unternehmensweite Auswertungen und Reports erstellt werden. Diese Ergebnisse bilden wiederum den Grundstein für weitere Optimierungen und vor allem deren Controlling.
Trotz der genannten Vorteile werden erst die Erfahrungen am Markt in den nächsten Jahren zeigen, ob der Einkauf von Produktions- und Nicht-Produktionsmaterial prozessoptimiert verschmelzen kann.