Die Baumachinenbranche im Produkt-Dialog: Brücken bauen für die Digitalisierung
Dr. Lüddemann, Vorsitzender des Geräteausschusses der Hauptverbands Deutschen Bauindustrie und sein Kollege, Dirk Siewert, Leiter Tiefbau und Baumaschinentechnik, konnten zufrieden sein: Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie e.V. (HdB) hatte erstmalig zum Produkt-Dialog „Potentiale digitaler Lösungen in der Baumaschinentechnik“ geladen. Und über 80 Teilnehmer sowie 13 präsentierende Lösungsanbieter waren der Einladung für den 19.03.2019 in den Räumlichkeiten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw) in Berlin gerne gefolgt.
Unter den Teilnehmern waren OEMs, Anbauteileanbieter, Bauunternehmen, Technologieunternehmen wie die SupplyOn Shareholder Bosch und Continental, weitere Telematikanbieter, aber auch Mietplattformen – und SupplyOn als vertikales Kollaborationsnetzwerk zwischen einkaufenden Unternehmen und deren Lieferanten. Gastgeberin war Frau Prof. Dr. Britta Kruse, Professorin für Geotechnik und Vermessungskunde an der htw, die die Veranstaltung auch aus wissenschaftlicher Sicht begleitete.
Einsichten zur Zukunftsfähigkeit beim Get-Together am Vorabend
Bereits am Vorabend fand ein „Get Together“ in den Räumlichkeiten der Kreativagentur IXDS statt. Deren Geschäftsstellenleiter, Herr Stephan Rein, machte deutlich, dass die Anforderungen von morgen nicht mit den Konzepten von gestern beantwortet werden können. Er stellte auf eindrucksvolle Weise am Beispiel der Planung eines neues U-Bahn-Bahnhofs für Hamburg dar, wie innovative 3D-Technologie helfen kann, durch Simulation Erkenntnisse für bestimmte baurelevante Use Cases bereits in einem frühen Stadium zu gewinnen. Etwa durch Prototyping mit Augmented Reality, hier mit Hilfe eines 3D-Modells der Bahnhofs und seiner Gegebenheiten. Im Laufe des Abends fanden vielfältige fruchtbare Diskussionen in kreativer Startup-Atmosphäre statt.
Nachholbedarf der Bauindustrie bei Digitalisierungsthemen
In seiner Begrüßung in den Räumlichkeiten der htw am nächsten Morgen stellt Ralf Lüddemann den Nachholbedarf der Bauindustrie bei Digitalisierungsthemen heraus. Es war spürbar, dass der Produkt-Dialog dem Verband ein großes Anliegen ist, um seinen Mitgliedern Wege aufzuzeigen, wie die Branche den bereits im Vorfeld erkannten Bedarf zur Digitalisierung angehen kann. So hatte bereits im Oktober letzten Jahres das Construction Equipment Forum in Hannover stattgefunden, bei dem der Handlungsbedarf, Geschäftsprozesse zu optimieren und zu digitalisieren, deutlich geworden war. Als Moderator führte Stephan Rein von IXDS durch den eng getakteten Tagesablauf des Produkt-Dialogs:
Informations-Silos müssen durch intelligente und standardisierte Verknüpfung der Daten überwunden werden
In drei Blöcken stellten Lösungsanbieter jeweils ihre Plattformen für Telematik und Sensorik, Verknüpfung der Machinendaten mit aussagekräftigen Dashboards, aber auch zur Vernetzung unterschiedlicher Systeme, Hardware und Partner, und zum intelligenten Teilen gemeinsamer Ressourcen (z.B. für Miet-Baumaschinen) vor – gefolgt von jeweils einer Panel-Diskussion pro Block. Dabei wurde deutlich, dass Informations-Silos überwunden und heterogene Daten für Themen wie BIM (Building Information Modeling) zusammengeführt werden müssen. Kritische Fragen, wem die Daten gehören und wer von welchen Daten profitiert, wurden ebenfalls nicht ausgespart.
Die Notwendigkeit wurde deutlich, definierte und qualitativ aussagefähige Daten standardisiert auszutauschen und in der richtigen Art und Weise auszuwerten und den Nutzern nutzenstiftend zur Verfügung zu stellen. Also gerade auch kleineren Bauunternehmern, die mit der Komplexität heterogener Baumaschinen und nur bedingt möglicher Standardisierung zu kämpfen haben. Denn jede Baustelle ist anders und manche Geschäftspartner sind dann jeweils nur für eine bestimmte Baustelle relevant. Teilweise wurde der Blick auch nach vorn gerichtet, wie z.B. durch Predictive Maintenance Ausfallzeiten minimiert und die Effizienz auf der Baustelle damit deutlich erhöht werden kann.
SupplyOn hat Erfahrung mit Branchenstandards
SupplyOn stellte in seinem Vortrag ganz am Ende der Veranstaltung den Netzwerkgedanken heraus. Teil des SupplyOn Netzwerks sind nicht nur Kunden und deren Lieferanten, sondern auch Transportdienstleister und weitere Kompetenzpartner, wie die Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin (welche Themen wie „Lean Management“ adressieren kann, wo notwendig).
In Branchen wie im Automotive und im Aerospace hat es SupplyOn zusammen mit seinen Partnern geschafft, Branchenstandards zu etablieren. SupplyOn sieht gute Chancen, mit willigen Partnern anhand konkreter Use Cases (wie die Planung und Kommissionierung der für die Baustelleneinrichtung benötigten Materialien) in Pilotprojekten den Nachweis zu erbringen, dass sich Digitalisierung lohnt. Mit Hilfe des Verbands und des SupplyOn Netzwerks könnte ein nun zu definierender Standard in die Fläche getragen werden, um einen de-facto-Standard zu schaffen. Dieses Angebot wurde vom Verband aufmerksam registriert.
Arbeitsgemeinschaft zur Schaffung von Standards mit dem VDMA geplant – Startschuss auf der bauma
Erste konkrete Schritte seitens des Verbands zur Schaffung von Standards sind laut Herrn Lüddemann bereits konkret in Planung: In einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE) mit dem Automobilverband VDMA sollen Kräfte für das Thema Maschinendaten gebündelt werden, um auch mit nichtverbandsfähigen Partnern die Schaffung eins übergreifendes Datenaustauschstandards voranzutreiben. Der Startschuss soll auf der bauma am 8. April 2019 in München fallen – zum Brücken bauen für die Digitalisierung in der Baumaschinenbranche.