Wieder Thema Nummer 1: „Digitalisierung der Aerospace Supply Chain“
Auch wenn das 11. Treffen der Luft- und Raumfahrtregionen am Dresdener Flughafen im Zeichen der Digitalisierung der Aerospace Supply Chain stand, der Start war real und zum Anfassen: Eine Werksführung durch die Produktionshallen der benachbarten Elbe Flugzeugwerke GmbH (EFW) ermöglichte spannende Einblicke, welche Arbeitsschritte durchlaufen werden müssen, damit aus einem Passagierflugzeug eine Frachtmaschine wird.
Nach der Mittagspause informierten Vertreter aus Industrie und Politik über die Bedeutung der Aerospace-Industrie für Deutschland und die Wichtigkeit einer erfolgreichen Digitalisierung der Supply Chain für die Zukunft der Branche – und zwar nicht nur bezogen auf die Produkte, sondern vor allem auch auf die Prozesse in der Supply Chain. Wie bereits zwei Wochen zuvor auf der ILA Airshow in Berlin wurde auch in Dresden die Bedeutung der Supply Chain Excellence Initiative und ihre Angebote zur Stärkung der Lieferketten in der Luftfahrtindustrie betont.
Interessant in diesem Zusammenhang war der Beitrag der früheren Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, heute Parlamentarische Staatssekretärin und Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt. Sie stellte zwei Maßnahmen vor, die insbesondere mittelständische Unternehmen unterstützen sollen, Industrie 4.0-Konzepte erfolgreich zu realisieren: Erstens eine Plattform, auf der Best-Practice-Projekte präsentiert werden, die anderen Unternehmen Anregungen für eigene Anwendungsszenarien geben sollen. Und zweitens zahlreiche Kompetenzzentren über ganz Deutschland verteilt, die aufzeigen, wie eine Industrie 4.0-Fabrik in der Praxis funktionieren kann.
Michael Walz von Airbus Defense & Space und Dr. Reiner Stemme, CEO von Utility Air-Systems GmbH erörterten im Dialog die Potenziale und Risiken des unbemannten Fliegens. Die Kompetenz deutscher Firmen beim bemannten Fliegen, da waren sich beide einig, bietet hervorragende Voraussetzungen: Vieles lässt sich sehr gut auf unbemannte Fluggeräte übertragen. In zwei bis drei Jahren würde der Schwerpunkt, der heute noch ganz klar in der militärischen Nutzung liegt, auf zivile Einsatzbereiche übergehen. Wobei die Industrie noch vor der Herausforderung steht, tragbare Geschäftsmodelle zu finden, und die Unsicherheiten – insbesondere bei versicherungstechnischen Aspekten – zu überwinden.
Anbindung an Kunden und Integration der eigenen Lieferanten in der Aerospace Supply Chain sehr erfolgskritisch
Ebenfalls im Dialog standen die beiden SupplyOn-Kunden EFW und LIEBHERR-Aerospace, vertreten durch den Geschäftsführer Dr. Andreas Sperl und Georg F. Rayczyk, Director R&T. Beide Unternehmen nutzen in ihrer Rolle als Tier-1 Unternehmen SupplyOn in beide Richtungen, sowohl mit OEMs als auch mit ihren Lieferanten. Sperl betont dabei, dass gerade das Umrüsten von Passagier- zu Frachtflugzeugen voller Überraschungen steckt und EFW sehr flexibel auf Änderungen reagieren können muss. Deshalb ist sowohl die Anbindung an den Kunden als auch die Integration der eigenen Lieferanten in diesem schwer kalkulierbaren Geschäft mehr als erfolgskritisch.
Spontanen Applaus gab es für den Aufruf des letzten Redners, Jörg Hüsken, CEO der Cotesa GmbH, sich industrieweit auf Standards bei den Datenformaten zu einigen – ein deutliches Zeichen dafür, dass hierin ein erhebliches Potenzial steckt. Den Abschluss der Netzwerkveranstaltung fand im Schloss Eckberg statt – mit zauberhaftem Blick auf das Elbtal und interessanten Gesprächspartnern – begleitet von einem eher unspektakulären 0:0 bei EM-Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Polen.