Supply Chain Collaboration: Kollaborieren Sie schon oder tauschen Sie nur Daten aus?
Noch immer ist „Supply Chain Collaboration“ vielerorts kaum mehr als ein Schlagwort. Trotz der stetig voranschreitenden Verbreitung des Internets und der damit einhergehenden besseren elektronischen Vernetzung von Unternehmen basiert die Abwicklung von Geschäftsprozessen immer noch auf dem Austausch unstrukturierter Daten per E-Mail oder gar Fax.
Dies ist insofern erstaunlich, als die vierte industrielle Revolution unter dem Begriff ‚Industrie 4.0‘ bereits vor einiger Zeit ausgerufen wurde und mit dem ‚Internet der Dinge’ die elektronische Verknüpfung und Kommunikation intelligenter Objekte angestrebt wird, um „die Informationslücke zwischen der realen und virtuellen Welt zu minimieren“, wie in Wikipedia zu lesen ist. Der reale Geschäftsalltag in der operativen Beschaffung hinkt diesen Zielen und Ansprüchen gnadenlos hinterher.
Da werden Bestellungen von Kunden per Fax an Lieferanten verschickt, diese geben die Bestelldaten manuell in die eigenen Warenwirtschafts- oder ERP-Systeme ein, drucken die Bestellbestätigung und schicken diese per Post an den Kunden. Dort reißt jemand die Briefe auf und gibt die Daten der Bestellbestätigung ins ERP-System ein, um der eigenen Organisation diese wichtigen Daten für die Bestellung zugänglich zu machen. Dieses medienbruchbehaftete Hin- und Herschleudern von Daten erstreckt sich von der Lieferavisierung über die Warenvereinnahmung bis hin zur Abrechnung im eInvoicing. Je mehr Medienbrüche existieren und je mehr unstrukturierte Datenformate (E-Mail, Textdokumente, PDF, Bitmaps, etc.) verwendet werden, desto höher ist der manuelle Aufwand, der hierbei entsteht.
Nur die allergrößten Unternehmen, meist OEMs, schaffen es, wenigstens einen Teilumfang dieses Gesamtprozesses medienbruchfrei per EDI abzuwickeln. Diese verfügen über das erforderliche technische Know-how, eine aufwändig zu betreibende Infrastruktur für den EDI-Datenaustausch und die benötigten Personal-Kapazitäten für den Betrieb. Und diese haben, vor allem in der Automobilindustrie, das Glück, dass ihre Lieferanten meist selbst finanzstarke Global Player und damit in der Lage sind, solche EDI-Systeme zu implementieren und zu betreiben. Deutlich düsterer sieht es bei mittelständischen OEMs und Tier 1 Unternehmen aus. Dort liegt der Anteil der EDI-fähigen (und -willigen) Lieferanten meist nur zwischen 10 und 20%. Mit den meisten Lieferanten wird durchgängig per E-Mail und Fax kommuniziert. Ein durchgängig umgesetztes ‚Industrie 4.0‘-Konzept, das auch die Vernetzung von Unternehmen einbezieht, ist auf dieser Basis noch so weit entfernt wie der Rechenschieber vom neuesten iPad Air mit Retina Display.
Hinzu kommt, dass man auch mit einer durchgängig integrierten Prozessabwicklung per EDI nicht in der Lage wäre, zahlreiche relevante Probleme in der Supply Chain Collaboration rechtzeitig zu identifizieren und zu eliminieren. Warum ist das so?
Isolierte Verarbeitung verhindert gemeinsame Sicht und erfolgreiche Supply Chain Collaboration
Kommunikation per EDI ist der Datenaustausch zwischen getrennten Software-Systemen, häufig ERP-Systemen, mit isolierter Verarbeitung und Interpretation der übertragenen Informationen. Eine Seite generiert die zu übermittelnden Geschäftsinformationen in strukturierten Formaten und überträgt diese an den Geschäftspartner (Kunde, Lieferant, Spediteur, etc.). Dort werden die Informationen gespeichert, analysiert, und, je nach Geschäftsprozess, es wird der anderen Seite im Anschluss eine entsprechende Antwort zurückgeschickt. Die Beurteilung, inwieweit die in der Initialnachricht formulierten Anforderungen abgedeckt werden können, erfolgt zwischen den Geschäftspartnern nicht kollaborativ mit gemeinsamem Blick auf die Prozesssituation an der Schnittstelle. Dies kann zu Fehlinterpretationen, hohem Aufwand bei der Abstimmung und Verzögerungen bei der Erkennung und Behebung von kritischen Situationen führen.
Supply Chain Collaboration ermöglicht eine effektive und effiziente Prozessabwicklung zwischen Geschäftspartnern, diese erfordert jedoch eine gemeinsame Sicht auf die Situation an der Schnittstelle. Und genau dies kann eine EDI-Kommunikation zwischen getrennten ERP-Systemen nicht leisten.
Gemeinsames Ziel: Wettbewerbsfähigkeit steigern
Die europäische Luft- und Raumfahrtbranche hat das vor einigen Jahren erkannt. Initiiert von Airbus hat sich ein Konsortium führender Aerospace-Unternehmen entschieden, die zahlreichen individuellen Lieferanten-Plattformen, die an den diversen ERP-Systemen der Firmen angebunden waren, durch eine einheitliche Kollaborationsplattform zu ersetzen. Ziel war es nicht in erster Linie, die einzelnen Unternehmen effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen, sondern durch ein modernes Supply Chain Collaboration dem gesamten europäischen Luft- und Raumfahrtsektor im Wettbewerb mit der nordamerikanischen Branche Vorteile zu verschaffen.
Ergebnis der Initiative war AirSupply, eine Kollaborationslösung für die operative Beschaffung. Ein prägnantes Merkmal von AirSupply ist, dass es die führende Komponente bei der Kollaboration zwischen den einkaufenden Unternehmen und den Lieferanten ist. Die für den Kollaborationsprozess erforderlichen Daten werden aus den ERP-Systemen per EDI oder per Upload übertragen, dann erfolgt mittels AirSupply die eigentliche Kollaboration. Wenn das Kollaborationsergebnis vorliegt, wird dieses per EDI oder per Download in die ERP-Systeme zurückgespielt. Dieser Film zeigt auf, wie die Lösung eingesetzt wird und welche Vorteile sie bietet:
Administrativen Aufwand sparen mit intelligenter Supply Chain Collaboration
Der EDI-basierte Datenaustausch ist außerdem fast ausschließlich auf die operative Beschaffung beschränkt. Geht es um Prozesse, die per se kollaborativer Natur sind, verursacht das Hin- und Herwerfen von zugehörigen Informationen und Dokumenten ähnliche Unzulänglichkeiten. Ein Beispiel hierfür ist der APQP-Prozess, bei dem es um die gemeinsame Abwicklung langwieriger Produktentwicklungsprozesse zwischen Geschäftspartnern mit umfangreichstem Austausch von Dokumenten geht.
Letztere können sich im Laufe der Zeit verändern können und sind somit zu versionieren. Die Erfahrung zeigt klar auf, dass die Steuerung von Projekten mittels des Austauschs von einzelnen Dokumenten (Projektpläne, Zeichnungen, Anforderungen, Arbeitsergebnisse, etc.) und deren Speicherung und Verarbeitung in getrennten IT-Infrastrukturen zu mangelnder Transparenz, hohen administrativen Aufwänden und teilweise auch sehr teuren Projektverzögerungen führt.
Gemeinsame Supply-Chain-Collaboration-Plattformen können diesbezüglich Abhilfe schaffen. Sie schaffen Transparenz, indem sie den Partnern eine gemeinsame Sicht auf den Prozess oder das Projekt bieten. Damit ermöglichen sie auch eine echte Kollaboration, die wiederum die rechtzeitige Problemidentifikation und Problembeseitigung ermöglicht. Wenn im SaaS-Modus bereitgestellt, reduzieren sie die Komplexität auf beiden Seiten und gestatten auch Kleinstunternehmen ohne kompliziertes IT-Projekt die Software-gestützte Prozessteilnahme und damit die Realisierung von Prozesskosteneinsparungen und umfangreichen Prozessverbesserungen.
Wie steht es bei Ihnen um Supply Chain Collaboration? Kollaborieren Sie mit Ihren Geschäftspartnern schon oder praktizieren Sie noch reinen Datenaustausch?