Rückblick auf das Railway Forum Berlin 2015
Montagmorgen in der Empfangshalle des Estrel Hotels in Berlin: vorwiegend Männer mit Rollkoffern bahnen sich den Weg zum Empfangsschalter des 3. Railway Forums 2015. Es sind viele bekannte Gesichter, denen wir begegnen. Man kennt sich und schätzt es, sich auf einer solchen Veranstaltung in beinahe familiärer Atmosphäre zu begegnen und auszutauschen.
Zügig geht es los mit den für den Vormittag angesetzten Werksführungen. Zur Auswahl stehen das Deutsche Bahn ICE Werk Berlin-Rummelsburg, das Bombardier Produktionswerk Hennigsdorf, das Knorr-Bremse Produktionswerk Berlin und das EBK Krüger Produktionswerk in Teltow.
Zur Mittagszeit finden sich die Teilnehmer der Werksführungen wieder im Ausstellungsbereich des Forums zu einem Business Lunch zusammen. Das Gesehene und Gelernte wird in angeregten Gesprächen ausgetauscht und analysiert.
Punkt 13 Uhr wird das Railway Forum durch Prof. Dr. Johannes Walther, CEO, Institut für Produktionsmanagement eröffnet. Das Motto des inzwischen dritten Railway Forums lautete: „Die Bahnindustrie im Wandel: Trends – Chancen – Herausforderungen“.
Dieses Motto bildet den roten Faden der Vorträge und Workshops der kommenden eineinhalb Tage. Das Forum zeichnet sich durch hochkarätige Referenten aus. Als besonderer Gast sprach Zheng Changhong, Chairman und Executive Director der China South Locomotive and Rolling Stock Industry Corporation.
Die Bedeutung von Innovation für die Konkurrenzfähigkeit
Dr. Heike Hanagarth, Vorständin Technik und Umwelt, Deutsche Bahn AG, betonte in Ihrer Abendrede die Bedeutung von Innovationen für die Konkurrenzfähigkeit der gesamten Bahnindustrie. Hierfür lobt die DB einen Innovation Award aus, den sie unter ihren Lieferanten vergeben wird. Innovationen zielen hierbei nicht nur auf innovative Produkte und Lieferanten ab. Auch die Digitalisierung der Supply Chain spielt eine zentrale Rolle in der Strategie 2020 der Deutschen Bahn.
Auch Josef Stoll, Leiter Technik (CTO), Deutsche Bahn AG widmete seinen Vortrag dem Thema Innovation. Dabei zog er Vergleiche mit konkurrierenden Personen-Transportmitteln, beispielsweise mit Fernbussen oder der Luftfahrtindustrie. Besonders die Luftfahrtindustrie sei der Bahnindustrie in vielen Bereichen sehr ähnlich: regulatorische Anforderungen, komplexe Lieferketten, Kleinserienfertigung, etc. Beide Industrien können gut voneinander lernen, dies wurde auch in den Vorträgen weiterer Referenten immer wieder betont.
Bei der Digitalisierung der Supply Chain gibt es besondere Parallelen zwischen beiden Industrien: Mit der Initiative AirSupply etablierten Airbus und SupplyOn im Jahr 2011 eine Plattform zur elektronischen Lieferantenkollaboration. Inzwischen sind alle wichtigen Lieferanten der europäischen Luftfahrtindustrie an AirSupply und SupplyOn angeschlossen und tauschen sich täglich in tausenden Transaktionen elektronisch mit Airbus aus. Die Kollaboration über SupplyOn bildet inzwischen den Branchenstandard in der europäischen Luftfahrtindustrie.
Gemeinsam mit der Deutschen Bahn, weiteren europäischen Bahnbetreibern und den großen Systemhäusern wiederholt SupplyOn dieses Erfolgsmodell nun in der Bahnindustrie. Hierzu wurde die Initiative RailSupply ins Leben gerufen. Ziel ist es, RailSupply als Branchenstandard der Bahnindustrie zu etablieren.
Uwe Günther, Leiter Beschaffung (CPO) der Deutschen Bahn AG betonte in seiner Schlussrede zum Railway Forum die zentrale Bedeutung der RailSupply Initiative für die Deutsche Bahn. Das Innovations- und Verbesserungspotential in den Prozessen der Lieferkette sei beträchtlich. Die elektronische Anbindung der Lieferanten über die Kollaborationsplattform von SupplyOn stellt daher einen zentralen Baustein für die Digitalisierung der Supply Chain der Deutschen Bahn dar:
Im Zusammenhang mit dem Leitmotiv „Innovation“ wurde immer auch das Stichwort „Standardisierung“ genannt. Auch hier geht es neben der Standardisierung von Produkten immer auch um die Standardisierung von Prozessen und Schnittstellen in der Lieferkette – insbesondere zwischen den Unternehmen der Bahnindustrie.
Standardisierungen von Prozessen, beispielsweise von Einkauf, Beschaffung oder Qualität, helfen, die steigende Komplexität und Variantenvielfalt merklich zu reduzieren, Projektzeiten zu verkürzen und somit die „Total-Cost-of-Ownership“ in der Beschaffung zu senken. Genau diese Vorteile der Standardisierung ermöglicht und unterstützt SupplyOn mit seinen standardisierten, industriespezifischen Prozessen der RailSupply Initiative. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn wird dies gerade im Prozess der Bestellabwicklung implementiert. SupplyOn und die Deutsche Bahn haben es sich zum Ziel gesetzt einen Standard, eine Plattform, eine Community in der Bahnindustrie zu etablieren.
Neben diesen wertvollen Vorträgen der Referenten zu Standardisierung und Innovation blieb mir persönlich noch der Kaffeeautomat eines Schweizer Ausstellers in Erinnerung: sein exzellenter Milchschaum und Espresso sind aus dem Railway Forum nicht mehr wegzudenken. Und da der Kaffee so beliebt war, hatte man auch dort in der kleinen Warteschlange die Gelegenheit neue Gesprächspartner kennenzulernen, mit denen man neben der Bahnindustrie eben noch eine weitere Gemeinsamkeit hatte.
Alles in Allem ein gelungenes Event, auf dem SupplyOn auch im nächsten Jahr als Aussteller vertreten sein wird!
Co-Autorin: Julia Held