Supply Chain Excellence: Digitalisierung ist für Aerospace-KMUs noch ein weiter Weg
150 Teilnehmer kamen am 9. März 2017 zum 4. Forum „Supply Chain Excellence“ nach Gilching. Ein mehr als passender Ort, so nah am DLR und Sonderflugplatz Oberpfaffenhofen. Federführend für das Forum zeichnete sich bavAIRia e.V., die sich mit anderen regionalen Luftfahrtverbänden und Clustern, BDLI, Industrie und Space zur Initiative Supply Chain Excellence (SCE) zusammengeschlossen haben.
Automobilbau und Schifffahrt als Vorbilder für Supply Chain Excellence
Begrüßt wurden die Teilnehmer von Dietmar Schneyer, Referatsleiter Luft- und Raumfahrttechnologie, Umwelttechnologie im Bayerischen Wirtschaftsministerium. Er stellte noch einmal die Bedeutung des Standortes Oberpaffenhofen dar, welcher das vollständige Spektrum von Grundlagenforschung, Entwicklung sowie Produktion für den Bereich Luft- und Raumfahrt abdeckt. Hinsichtlich der Supply Chain Excellence verwies Herr Schneyer auf den berühmten Blick über den Tellerrand: Besonders in der Automobil- und Schiffsindustrie sah er viel Potenzial von deren Kernprozessen zu lernen.
Welche Rolle das Thema „Supply Chain Excellence“ innerhalb der bavAIRia spielt, erläuterte dann Peter Schwarz, SCE-Sprecher der bavAIRia. Hierbei unterstrich er die Wichtigkeit dieser Initiative und gab einen Überblick über deren derzeitigen Stand. Insgesamt ist die Initiative auf drei Jahre ausgelegt und in verschiedene Bereiche gegliedert. Schön zu sehen, dass sich im Bereich Sales & Operational Planning zum Thema eTools auch SupplyOn mit der Branchenlösung AirSupply wiederfindet.
Unterschiedliche Supply-Chain-Modelle für Betrieb und Herstellung
Sehr interessant waren die nachfolgenden Ausführungen von Michael Santo (h&z Unternehmungsberatung) zum Thema digitale Luftfahrt. Eindrucksvoll skizzierte er die Situation der verschiedenen Supply-Chain-Anforderungen. Hierbei unterscheidet er zwei Modelle: Einmal die digitale Supply Chain im Betrieb – bezogen auf Unternehmen wie etwa die Lufthansa. Diese Supply Chain weist aktuell schon ein sehr hohes Digitalisierungsniveau auf. Herausforderung hier sind die bereits heute vorliegenden, riesigen Datenmengen, siehe den Kampf um Passagierdaten.
Das zweite Modell bezeichnete Herr Santo als digitale Supply Chain in der Herstellung. Damit bezieht er sich also auf Unternehmen wie Airbus, Boeing etc. sowie deren Zulieferer. Herausforderung hier: In den nächsten 10-15 Jahren werden mehr zivile Flugzeuge gebaut als in den 40 Jahren davor. Entsprechend sind Produktionssteigerungen gefragt. Besonders spannend war Herrn Santos Einschätzung der Tier2 -und Tier3-Lieferanten. Bei den Tier2-Lieferanten beobachtet er eine starke Regionalisierung. Die Internationalisierung ist hierbei noch nicht weit fortgeschritten. Zudem ist die Fokussierung der Tier2 auf die Tier1 und OEM sehr ausgeprägt. Ebenfalls als Manko sieht er den derzeitigen Vernetzungsgrad dieser Unternehmen. Bei den Tier3-Lieferanten handelt es sich nach seiner Einschätzung um hoch spezialisierte verlängerte Werkbänke. Diese stehen noch am Anfang der Integration in eine digitale Supply Chain.
Erfahrungsaustausch und Einblicke in die Industrie
Während der Mittagspause hatten dann alle Teilnehmer die Gelegenheit sich ausgiebig miteinander auszutauschen und zu netzwerken. Des Weiteren konnte man sich über die verschiedenen Bereiche der Supply Chain Excellence an den Ständen informieren.
Schwerpunkt des Nachmittags bildeten dann Vorträge aus Industrieunternehmen: Es sprachen Hartmut Sievers (Knorr Bremse Bahntechnik), Philip Maracke (German Naval Yards) sowie Reinhard Häußler und Andreas Stöckle von Airbus He27licopters. Diese Vorträgen gaben interessante Einblicke in die Geschäftsabläufe. Ein wenig schade war, dass dabei das Thema Supply Chain Excellence und deren Umsetzung bzw. strategische Positionierung nicht angesprochen wurde.
Alles in allem war es eine sehr gelungene Veranstaltung. Sie hat aber auch gezeigt, dass es für viele der kleinen und mittleren Unternehmen noch ein weiter Weg ist, die Digitalisierung umzusetzen.