Vier Tipps für eine erfolgreiche Produktentwicklung und was das mit User Experience zu tun hat
User Experience (UX) – also alle Aspekte der Interaktion eines Benutzers mit einem Produkt – ist ein wesentlicher Faktor bei der Kaufentscheidung von Softwarelösungen. Klingt jetzt erstmal nach einer These. Ist aber bereits Alltag und wird zunehmend wichtiger. Warum? Das versuche ich in den folgenden Zeilen zu erläutern.
Wenn wir über einzelne Applikationen oder sogar eine gesamte Produktlandschaft sprechen, geht es zwangsläufig auch um das Thema Wettbewerbsfähigkeit. Nur wer seinen Kunden gute Produkte verkaufen kann, wird erfolgreich sein. Das galt vor 2000 Jahren genauso wie heute. Gartner hat 2021 zwei Statements veröffentlicht, die nicht nur aufschlussreich sind, sondern der gesamten Softwarebranche einen strukturellen Wandel prophezeien:
- Weniger als 31 % der Endbenutzer in Unternehmen geben an, dass sie ein qualitativ hochwertiges Produkterlebnis haben.
- Bis 2025 werden über 80 % der Technologieanbieter um Produkterlebnisse konkurrieren.
Zusammenfassend appelliert das amerikanische Analystenhaus, dass man die Nutzerinnen und Nutzer mehr in den Fokus stellen müsse, um langfristig erfolgreich sein zu können. Die Software muss ein Produkterlebnis bieten und dadurch den Anforderungen des Endbenutzers im Arbeitsalltag gerecht werden.
„Ich bin doch keine Maschine“
Man könnte auch interpretieren, dass die restlichen 69% der Befragten wirklich unzufrieden mit ihren digitalen Arbeitsmitteln sind: schlechte Performance, zu wenig oder zu viel Funktionsumfang. Man mag es kaum glauben, aber viele Möglichkeiten heißt nicht automatisch besser. Natürlich sind das nur Beispiele – die Liste, welche Faktoren das Produkterlebnis beeinflussen können, ist vielfältig und lang. Dabei muss man immer wieder feststellen: Software wird häufig an den Bedürfnissen von Menschen „vorbeientwickelt“. Etwas, dass jeder Endanwender bestätigen kann.
Aber mal ganz ehrlich: Wer möchte schon mit einem Tool arbeiten, das gefühlt ein Relikt der späten 90er ist und so überhaupt nicht wie Apple und Co. aussieht und funktioniert? Ja, sowas lässt sich leider nicht mehr verkaufen. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, möchten es die Menschen bequem, verständlich und zuverlässig haben. Usability is king. Man bekommt ja tagtäglich vorgeführt, was visuell wie technologisch möglich ist.
Komplexität ist keine Ausrede für schlechte User Experience
Warum also nicht auch im B2B-Bereich? Warum kann Business Software nicht genauso smooth funktionieren wie eine Smartphone App? Das konnte mir bis jetzt niemand beantworten. Denn faktisch wird eine B2B-Lösung von der gleichen Person bedient werden wie die kleine, nette App für den privaten Gebrauch.
Fakt ist, dass Business Software definitiv komplexere Prozesse abbilden muss als die meisten Consumer Apps. Trotzdem sind die Erwartungen des Bedienenden im Prinzip gleich: Ich möchte den Prozess möglichst einfach und schnell durchlaufen. Ich möchte mich auf das Wesentliche fokussieren und nicht zugemüllt werden.
Wie kommen wir also weg von einer rein funktionsgetriebenen Entwicklung hin zu einer erlebnis- und ergebnisorientierten Entwicklung, die die Nutzer und ihre Anforderungen in den Mittelpunkt stellt?
Tipp 1: Hole alle an einen Tisch
Es macht schon Spaß, wenn man ein Konzept im stillen Kämmerchen austüftelt. Irgendwann legt man es dem Management vor und erwartet Applaus. Kann funktionieren, wird es meistens aber nicht. Miteinander sprechen, sich austauschen und andere Meinungen zulassen. Das ist der richtige Weg um zu einem guten Ergebnis zu kommen.
Mit „Sprechen“ ist natürlich nicht nur der interne Kommunikationsaustausch mit dem eigenen Team gemeint. Da gibt es noch viele mehr: Kundenberaterinnen und Sales, Produktverantwortliche und Strategen, UX Designer, Softwareentwicklerinnen, der technische Betrieb – ja sogar der Kundensupport.
Tipp 2: Stelle die Nutzer ins Zentrum
Um zu vermeiden, dass eine Lösung ohne wirklichen Nutzen entwickelt wird, sollte man unbedingt mit den End Usern des Produkts in Kontakt treten. Während der Konzeption in Form von Interviews, Umfragen oder Testings und vielleicht auch mal nach Produktlaunch. Feedback ist extrem wichtig und wertvoll.
Das ist nicht nur toll, weil Nutzer so Teil des Entwicklungszyklus werden und direkt Einfluss auf das Produkt ausüben können. Es ist wichtig, sich selbst externen Einflüssen auszusetzen. Nur so entstehen wirklich gute, kreative Ideen und Lösungsansätze. Also raus aus dem stillen Kämmerchen, rein ins Leben.
Tipp 3: Helfe möglichst vielen Nutzern
Im UX-Bereich gilt die Devise: Arbeite an Themen, die den größten Benefit für die meisten Nutzerinnen und Nutzer generieren. Hilft man nur einer kleinen Gruppe, wird das auf Dauer keinen Erfolg haben. Die Rentabilität kann so nicht gewährleistet werden. Stellt man aber Verbesserungen für möglichst viele User zur Verfügung, kann man sich sicher sein, das Geld sinnvoll investiert zu haben.
Tipp 4: Verbessere das Produkt kontinuierlich
Die Entwicklung neuer Features oder ganzer Produkte werden fast immer als wichtigstes Mittel angeführt um Umsatz zu generieren. Natürlich kann man dem nicht wiedersprechen. Aber was bringen mir langfristig die tollsten Funktionen, wenn die Technik wegen Altersschwäche in die Knie geht oder Sicherheitslücken aufweist? Oder Funktionen auf der Oberfläche nicht nutzbar sind, da Nutzer sie nicht verstehen und daher auch nicht bedienen können?
Der Invest in User Experience und Technologie ist also essenziell. Auch wenn beide Themen nur indirekt Auswirkungen auf den Umsatz haben, so besteht trotzdem eine direkte Wechselwirkung zur rein funktionsgetriebenen Softwareentwicklung.
Transformation von Denken und Handeln
Bei SupplyOn haben wir den Weg bereits vor einiger Zeit eingeschlagen und befinden in einem inhaltlich wie organisatorisch herausfordernden Veränderungsprozess. Es geht um nichts weniger als die Transformation zu einer agilen, innovativen Arbeitsweise gepaart mit einem nutzerorientierten Mindset.
Sicherlich kein einfaches Unterfangen. Dafür aber ein nachhaltig gewinnbringendes Erfolgskonzept, dass der wachsenden Bedeutung von gutem Produkterlebnis im Rahmen der Softwareentwicklung Rechnung trägt.